website security Nachruf Karl Koch

Karl Koch


Oberstudienrat i. R. Karl Koch ist am 19. Juni 2006, gegen 23:30 Uhr in den Main-Taunus-Kliniken in Bad Soden im Alter von 93 Jahren gestorben. Fast vier Jahrzehnte hatte er am Gymnasium Oberursel gewirkt und dabei Generationen von Schülerinnen und Schülern in Chemie, Physik, Mathematik und Sport unterrichtet. Während der meisten Zeit seines pädagogischen Wirkens war er der von den Schülern immer wieder gewählte Vertrauenslehrer der Schule. Zu seinen besonderen Verdiensten gehören die Organisation von Schulfreizeiten nach dem Kriege, zahlreiche Schulfeste und die Gründung des Fördervereins seiner ehemaligen Schule.

Karl Koch wurde am 6. September 1912 in Oberursel als jüngstes von sieben Kindern des Architekten Jean Koch geboren, der unter anderem den Zeppelinbau in der Kumeliusstraße schuf und an der Feldbergstraße einen Baustoffhandel betrieb. Koch besuchte die damalige Städtische Oberrealschule, aus der später das Gymnasium Oberursel hervorging, und legte 1932 seine Abiturprüfung ab. Nach dem Lehrerstudium, unter anderem in Berlin, Kriegsteilnahme und Rückkehr aus französischer Kriegsgefangenschaft nahm er 1946 eine Lehrtätigkeit als Referendar und später als Studienrat am wiedereröffneten „Realgymnasium Oberursel" auf. Dort und an der späteren Gesamtschule unterrichtete er über seine Pensionierung im Jahre 1977 hinaus bis 1982.
Die ersten Jahre nach dem Kriege waren wahrlich nicht einfach. Zunächst musste eine von den Schrecken des Krieges gezeichnete Flakhelfergeneration mit abgebrochener Schulausbildung zum Abitur, besser zu einer Art Zusatzprüfung geführt werden, die zum Hochschulzugang berechtigte. Die einst vorbildliche Ausstattung der Biologie-, Chemie- und Physikräume war durch einquartierte Besatzungssoldaten vernichtet. Karl Koch organisierte 1947 und 1948 Landschulaufenthalte mit sämtlichen Schülerinnen und Schülern der Schule in Berchtesgaden. Diese Sommerfreizeiten wiederholte er in kleinerem Umfang über viele Jahre hinweg, bis die meisten Familien in der Lage waren, die Ferien ihrer Kinder selbst zu organisieren.
Zahllose Schul- und Sportfeste trugen Karl Kochs Handschrift. Die schulischen Karnevalsfeiern waren legendär. Das Schulfest von 1964 zum 51-jährigen Jubiläum des Schulgebäudes, das wochenlang die ganze Schule auf Trab hielt, und das von 1988 zum 75-jährigen Jubiläum mit 2.200 Ehemaligen, die über mehrere Tage hinweg klassenweise zusammenkamen, waren besondere Höhepunkte. Rückblickend schrieb er zum 90-jährigen Schuljubiläum vor drei Jahren: „Als Schüler waren wir gegen die Lehrer machtlos. Das waren Diktatoren, die Schüler mussten sich fügen. Damals gab es auch noch mit dem Stock. Als Lehrer habe ich die Schüler nicht als Menschen zweiter Klasse angesehen, sondern als Partner. Ich hoffe, dass ich durch meine Arbeit ein bisschen was ändern konnte. Den anderen zeigen, dass die Schüler auch Menschen sind. Bei Veranstaltungen habe ich deswegen immer die Schüler zuerst begrüßt, sie sind ja die wichtigsten Leute. Ich selbst war wohl ein unbequemer Schüler."
Auch außerhalb der Schule war Karl Koch aktiv. Zum Heimatfest, dem Vorläufer des heutigen Brunnenfestes, gehörten als fester Bestandteil die von Koch organisierten Stadtstaffelläufe der Vereine und Schulen. Von 1952 bis 1974 gehörte Koch dem Vorstand des 1. FC 04 an, zuletzt sechs Jahre als stellvertretender Vorsitzender. Unvergessen sind die von ihm organisierten Prominenten-Fußballspiele, bei denen bekannte Größen wie Hans-Joachim Kulenkampff, Roberto Blanco, Helmut Schön, Heinz Schenk und Lia Wöhr mitwirkten.
Als seine schwierigste Zeit schilderte Karl Koch die Siebzigerjahre mit den sich auflösenden Schulstrukturen und dem schwierigen Verhältnis zwischen Schülern, Lehrern und Eltern der 68er-Zeit. Das Gymnasium Oberursel ging 1972 in einer Gesamtschule auf und fand erst 1988 wieder zu seiner alten Form zurück. 1989 gründete Koch mit den aus dem Schulfest von 1988 gewonnenen Adressen den sehr erfolgreichen Förderverein des Gymnasiums Oberursel, der heute rund 400 Mitglieder zählt und unter anderem die Cafeteria der Schule betreibt. Der Verein machte ihn nach langjähriger Vorstandstätigkeit zum Ehrenvorsitzenden.
Die Stadt Oberursel ehrte Karl Koch 1995 mit der Vereinsplakette in Silber. 1997 erhielt er den
Ehrenbrief des Landes Hessen.
Nach dem Tode seiner Gattin im Jahre 1996 bewohnte Karl Koch noch lange das familiäre Anwesen an der Henricusstraße, entschloss sich aber im März zum Umzug in die Seniorenresidenz an der Aumühlenstraße. Bis zuletzt nahm er an Klassentreffen ehemaliger Schüler teil. Mit seinem erstaunlichen Gedächtnis erkannte er fast alle Schüler, die er jemals hatte, namentlich. Bis zuletzt organisierte er auch Zusammenkünfte ehemaliger Lehrkräfte der Schule.
Karl Koch hatte noch viele Pläne und freute sich auf den alljährlichen Urlaub am Millstätter See. Vor vierzehn Tagen musste sich Karl Koch in den Main-Taunus-Kliniken in Bad Soden einer Notoperation am Magen unterziehen, von der er sich nicht mehr erholte.
Karl Koch hinterlässt fünf Kinder, sechs Enkel und vier Urenkel. Von seinen Geschwistern Koch lebt noch eine Schwester. Die Familie stand am Sterbebett, als Karl Koch starb. Als gläubiger Katholik empfing er die Sterbesakramente.
Die Beisetzung fand am 26. Juni auf dem Alten Friedhof statt. Hier ist die
Traueranzeige der Familie in der TaunusZeitung vom 22. Juni 2006.
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Aus dem Leben von Karl Koch

Sprengstoffbasteln in der Chemiestunde und Schüler als Menschen
Ehemalige Schüler und ein Lehrer erinnern sich ans Gymnasium Oberursel / Schule feiert morgen 90. Geburtstag

Das Gymnasium Oberursel feiert am Samstag 90. Geburtstag. Es soll ein Fest für viele werden. Morgens um 11 Uhr ist ein Festakt in der Stadthalle mit Musik und Reden vorgesehen, am Abend treffen sich dort ehemalige Schüler und Lehrer zum Wiedersehen. Einige hat Jürgen Streicher für die FR vorab nach Erinnerungen gefragt.
Paul-Gerhard (Hadayatullah) Hübsch, Schriftsteller, Leiter des Verlags "Der Islam", Abitur 1966: "Wie angenehm leicht war es doch, in den Pausen sich vom Schulhof zu schleichen, um in der Nebenstraße, um die Ecke, eine schnelle Zigarette zu rauchen. Und wie traurig und bekümmert sah unser Deutschlehrer Himstedt aus, der immer mit einer unheimlich schweren Aktenmappe bepackt gerade dann über den Hof gegangen kam, wenn wir unsere pubertäre Raucherlust befriedigt hatten."

Otto Leibl, Künstlerischer Leiter der Oberurseler Literarischen Konzerte, Abitur 1966: ",Gymnos' heißt nackt. Lange nach dem Abitur noch, abgeschwächt eigentlich bis heute, wenn ich an unserer Schule vorbeikomme, ist es da, das Gefühl von Nacktheit, Blöße. Es hatte und hat einen Namen - ,Zeichensaal' - und heute, liebevoll verklärt, Heerde, der gestrenge Gymnasiarch. Und dann jene komplementäre Assoziation zur Nacktheit: Der weiche organische Schwung der Linien in der Architektur dieser Alma mater Ursellae, Jugendstil und Steiners Goetheanum grüßen von gar nicht so weit, auch aus diesem Schoß kroch man nackt, jedoch schien die Peitsche der puren Leistungskontrolle vergessen, das Bergende, der Schutz wurde fühlbar. Es war wie im richtigen Leben: In Maßen genossen formte es - als aristotelische Tugend der Mitte - Charakter und Persönlichkeit, zwischen Zeichensaal und mütterlichem Giebel."

Horst Stöcker, Professor für Theoretische Physik, Vizepräsident der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt, Abitur 1971: "Die guten alten Zeiten - ja, die Chemiestunde bei Karl Koch, der meinte, wegen der APO (um 1968 herum) über Sprengstoff etc. reden zu müssen. Da haben einige von uns nicht Schwarzpulver alleine und Schiessbaumwolle gemacht, sondern leibhaftiges Nitroglyzerin. Herr Koch hatte nicht geglaubt, dass wir das hinkriegen, aber dann hatten wir 10 ml im Reagenzglas und uns ging allen die Muffe . . . Ich musste dann vorsichtig die Treppe runter, mit dem Mist in der Hand, und es im Gras vor dem Gebäude verteilen . . . uff, nochmal gutgegangen! Oder Lehrer Roses Sportstunden (Fußball!) immer hart, aber fair, nur wenn Roses Mannschaft am verlieren war, dann wurden die Schienbeinschützer abgelegt. Bis zu seinem doppelten Armbruch ging das gut. Oder die phänomenalen Klassenfahrten mit Klara (Frau Klassert) und Flöti (Frau Flötenmeier) . . . ach, das ist alles viel zu intim, aber schön wars!"

Horst Gies, Professor für Didaktik der Geschichte an der FU-Berlin, Abitur 1959: "In meiner Erinnerung an die Schulzeit in Oberursel ist nicht so sehr das 'hängen' geblieben, was mit dem Fachunterricht verbunden ist, sondern atmosphärische und menschliche Erfahrungen und Erlebnisse. Dazu gehören die Klassenfahrten und vor allem auch die außerunterichtlichen Aktivitäten (Reisen, Sportveranstaltungen) von solchen Pädagogen wie Eberhard Heerde und Karl Koch, die noch wussten, dass der Lehrerberuf mehr und anderes verlangt als bloße Wissensvermittlung."

Christoph Müllerleile, Mitgründer der Bundesarbeitsgemeinschaft Sozialmarketing, CDU-Stadtverordneter und Vorsitzender des Vereins zur Förderung Oberurseler Städtepartnerschaften, Abitur 1966: "Mit dem Gymnasium Oberursel verbinde ich die ersten Kämpfe auf der Hühnerleiter um Klassen- und Schulsprecherposten, wunderschöne Klassenfahrten nach Neustadt bei Marburg mit nächtlichen Ausflügen beiderlei Geschlechts, in den Steigerwald, nach Maulbronn und nach Südfrankreich, das große Schulfest von 1964, Wortgefechte mit Vertrauenslehrer Karl Koch um die Mitbestimmung der Schülervertretung beim Festprogramm, eine wundersam durch alle Zeugnisse gerettete Eins in "Betragen", erste politische Gehversuche, Tendenznoten in Gemeinschaftskunde, heute kaum noch denkbare Feindseligkeiten zwischen Lehrern evangelischen und katholischen Glaubens, Hausmeister Conny Krämers Schäferhunde, seine nette Frau Ketta und ihr freundliches Putzgeschwader, Mitgründung des Fördervereins, dauerhafte Klassengemeinschaft, die bis heute hält."

Karl Koch, 90, ehemaliger Schüler und später lange Vertrauenslehrer am Gymnasium, Ehrenvorsitzender des Fördervereins Gymnasium, Abitur 1932 in Frankfurt: "Als Schüler waren wir gegen die Lehrer machtlos. Das waren Diktatoren, die Schüler mussten sich fügen. Damals gab es auch noch mit dem Stock. Als Lehrer habe ich die Schüler nicht als Menschen zweiter Klasse angesehen, sondern als Partner. Ich hoffe, dass ich durch meine Arbeit ein bisschen was ändern konnte. Den anderen zeigen, dass die Schüler auch Menschen sind. Bei Veranstaltungen habe ich deswegen immer die Schüler zuerst begrüßt, sie sind ja die wichtigsten Leute. Ich selbst war wohl ein unbequemer Schüler."

Michael Hennerici, Professor und Direktor der Neurologischen Universitätsklinik Mannheim, Abitur 1967: "Erinnerungen sind auf unterschiedliche Arten im Gedächtnis gespeichert: Erinnerungen der Schulzeit liegen - unklar im Detail, aber stark emotional beladen im Langzeitgedächtnis; Erlerntes ist über die Jahre hin immer wieder modifiziert gespeichert worden, sodass die Ursprünge oft unklar in der Erinnerung verblassen. Man geht, jedenfalls wenn man eigene Kinder hat, mehrmals im Leben in die Schule: Da kann es sein, dass man sich wundert, wie Inhalte und Erkenntnisse über Jahrzehnte fast unverändert vermittelt werden - in Latein werden dieselben alten Römergeschichten wie vor 30 Jahren unterrichtet, auch aktuelle Aufsatzthemen weichen nur moderat von unseren früheren ab. Und doch: auf emotionaler Ebene sind Veränderungen feststellbar, dort, wo Persönlichkeit und Engagement, Begeisterungsfähigkeit aber auch Skurilität sichtbar wurden und in der Erinnerung verbleiben: seien es der "sagenhafte Musikunterricht" mit viel praktischem Musizieren der 60er Jahre oder Sportfeste, die motorisches Lernen mit Freude ganz ohne Leistungsdruck verbanden.

Aus: Frankfurter Rundschau v. 28.03.2003, S.41, Ausgabe: R Region

Die wunderbaren Effekte des "Vorrechts der Schüler" Karl Koch, Oberurseler Institution und Gymnasiallehrer mit besonderem Ruf, feiert heute 90. Geburtstag


Von Jürgen Streicher

OBERURSEL. Karl Kochs Chemiestunden, in denen es gekracht, gestunken und geknallt hat und es nie langweilig war, sind Legende. Seine Physikstunden mit unkonventionellen Methoden bei der Vermittlung von Lerninhalten zum Thema Optik nicht minder. Der Schelm, der noch heute in ihm steckt, hat ihn damals zur Kippe greifen lassen, um im abgedunkelten Raum die wunderbaren Effekte der Lichtbrechung mit dem zuvor inhalierten Rauch zu visualisieren. Ein Doppler-Effekt sozusagen - der Lehrer hat im Interesse der Bildung seiner Schützlinge eine Sucht befriedigt, die Schüler haben kapiert, was der Mann da vorne ihnen erklären wollte. Zwei Päckchen am Tag waren normal für den starken Raucher, ehe er 1973 auf totalen Entzug ging.
Eigentlich fallen solche Anekdoten wie so viele andere in die Kategorie "Aber schreiben Sie das bitte jetzt nicht", wegen der politischen und pädagogischen Korrektheit. Doch sind es genau die Geschichten, die dazu beigetragen haben, dass Karl Koch heute wahrscheinlich wieder einen Haufen Fanpost bekommt. Von "Kindern", die irgendwann zwischen 1946 und seinem Abschied vom Schuldienst - Jahre jenseits der Pensionsgrenze - durch seine Schule am Oberurseler Gymnasium gegangen sind. Und sich, ja man muss es so sagen, mit liebevoller Zuneigung an den Mann erinnern, der ihnen trotz aller gebotenen Strenge gezeigt hat, dass Schule auch Spaß machen kann. Weil er mit Leib und Seele Pädagoge war, nicht nur Lehrer und reiner Wissensvermittler. Und man sich auf den Vertrauenslehrer Karl Koch stets verlassen konnte. Auch in den "68er Zeiten", seiner "schwierigsten Zeit", hat er sich vor die Schüler gestellt, obwohl er die Inhalte ihres Protestes nicht immer geteilt hat. Der Streich, der Protest, das Anderssein sei schließlich "das Vorrecht des Schülers". Kann jemand, der so viel ungebrochene Energie und Lebensfreude ausstrahlt, wirklich 90 Jahre alt sein? Nun ja, "ganz gut beieinander" sei er, nennt das Karl Koch bescheiden. Völlig untertrieben, der Mann ist lebender Beweis, dass Alter und Vitalität sich nicht ausschließen müssen. Vier Bleche "Quetschekuche" hat er für den Geburtstagsempfang heute selbst gebacken, mit einem seiner vielen Enkel hält er den Garten seines Hauses fit. Natürlich steuert er sein Auto noch selbst durch die Stadt, und der Elan, mit dem er aus der Lümmelhaltung in seinem Lieblingssessel am Wohnzimmerfenster aufspringt, um zielgenau irgendwelche Bilder und alte Festschriften als Beweismaterial zu holen, macht einem 70-Jährigen jede Ehre. Namen von Schülern vergangener Generationen kann er aufsagen, als wär's erst gestern gewesen, dass er sie in die Geheimnisse von Mathe, Chemie, Physik und Sport einführte.
Sport, eine Leidenschaft. Schul- und Sportfeste am Gymnasium, da konnte Jahrzehnte lang nur Karl Koch der Zeremonienmeister sein. Die Staffelläufe durch die Stadt beim Heimatfest waren sein Ding, als Organisator von Prominenten-Fußballspielen beim FC 04 auf der Stierstädter Heide mit Größen wie Hans-Joachim "Kuli" Kulenkampff, Roberto Blanco, Helmut Schön, Heinz Schenk und Lia Wöhr hat er das Volk zum Sportplatz gebracht. Organisiert, etwas für andere auf die Beine gestellt, hat Karl Koch schon immer gerne.
Es dürfte eine Premiere für Deutschland gewesen sein, als der junge Studienrat Karl Koch 1947/48 alle Klassen des Gymnasiums nach Berchtesgaden ins Landschulheim verfrachtet hat. Zur Finanzierung des Unternehmens wurde eine Lotterie aufgelegt, Einzelheiten der Organisation von Nahrungs- und Verkehrsmitteln fallen unter die Schweigepflicht. Seine Schule geht dem Ur-Oberurseler über alles. Natürlich war er der Motor bei der Gründung des Fördervereins Gymnasium Oberursel. Bei der 75-Jahr-Feier 1988 wurden die Wege geebnet, dank Kochs akribischem Aufbau einer inzwischen 6000 Adressen umfassenden Ehemaligen-Kartei kamen damals 2200 ehemalige Schüler zum großen Fest. Bei folgenden Jahrgangstreffen saß Karl Koch oft am Eingang und hat den Ankommenden den Beitrittszettel zum Unterschreiben unter die Nase gehalten. Mehr als 400 Mitglieder hat der Förderverein derzeit, an die 250 000 Euro hat er erwirtschaftet.
Den Geburtstagsgästen heute weist ein roter Pfeil den Weg zur Spendenbüchse, statt Geschenken erwartet der Jubilar Bares ("Spendenquittungen sind möglich") für den Förderverein. Morgen wird er sich wieder an die Organisationsarbeit machen, denn für einen Tag im März 2003 ist schon die komplette Stadthalle gemietet. Dann wird das Gymnasium so alt wie er heute. Gebucht hat Karl Koch auch schon den Urlaub im Sommer 2003, wie immer am Millstätter See. Seine Logik, vorgetragen mit schelmischem Grinsen: "Da kann ich ja net vorher abkratzen."
Aus: Frankfurter Rundschau v. 06.09.2002, S.42, Ausgabe: R Region

Bei Koch waren selbst die Mathestunden ein Erlebnis


Von Janine Stavenow

Oberursel. Wenn der „Koche Karl“ etwas in die Hand nahm, dann wurde daraus etwas. Zum Beispiel die Schulfahrten in die Berge. „Seine Reisen zum Skifahren und Wandern waren legendär“, berichtet Peter Kohlsdorfer, ehemaliger Schüler Kochs. Oder die rauschenden Schul- und Sportfeste. Sogar der Mathe-, Physik- und Chemieunterricht wurde mit Lehrer Karl Koch am Pult ein Erlebnis. Am heutigen Freitag feiert der beliebte Pädagoge, der über 30 Jahre lang am Oberurseler Gymnasium sein Wissen weitergab, seinen 90. Geburtstag.
„Karl Koch war mit seinen Schülern immer sehr verbunden und bei ihnen überaus beliebt. Das war er damals, und das ist er heute“, erzählt Kohlsdorfer, der stellvertretender Vorsitzender des Förderverein der Schule ist. Der Verein - wie sollte es anders sein - wurde 1989 von Karl Koch ins Leben gerufen. Bereits 1946 begann die Laufbahn des Lehrers am Oberurseler Gymnasium, dem er bis über die Pensionsgrenze hinaus verbunden blieb. Noch im Ruhestand gab Koch im Rahmen eines Lehrauftrags an der damaligen Gesamtschule Oberursel Chemiestunden. Lange Jahre war Koch, den seine Schüler als begeisterten Fußballer, Handballer und Leichtathleten kennen gelernt hatten, auch Vertrauenslehrer.
Da ihm das Gymnasium Oberursel immer am Herzen lag, setzte Koch sich auch nach seiner Pensionierung für die Schule ein und organisierte regelmäßige Kontakte unter den ehemaligen Kollegen. Nach der Gesamtschulzeit und dem Wiedererstehen des Gymnasiums war er der Motor für die Gründung des Vereins der Freunde, Förderer und Ehemaligen des Gymnasiums Oberursel. Und auch das gelang Koch meisterlich: Der Pädagoge warb um Teilnahme, und viele seiner ehemaligen Schüler kamen. Rund 400 Ex- Pennäler, Pädagogen und Freunde der Schule kümmern sich heute um das Wohl der Institution. Karl Koch ist Ehrenvorsitzender des Vereins. Ziel ist es, die Bindungen der Ehemaligen an ihre Schule zu festigen und zu pflegen. Gleichzeitig geht es um die materielle und ideelle Unterstützung der Schule.
Für seine besonderen Verdienste um das Gymnasium und den Förderverein wurde Koch 1995 mit der Vereinsplakette in Silber der Stadt Oberursel und 1997 anlässlich seines 85. Geburtstages mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet. Zu seinem 90. Geburtstag am heutigen Freitag gibt der Jubilar einen Empfang bei sich zu Hause.

Aus: TaunusZeitung vom 06.09.2002, S. 17

Der engagierter Lehrer Koch wird 85


Karl Koch, ehemaliger Lehrer am Gymnasium Oberursel und Gründer des Fördervereins der Schule, feiert heute seinen 85. Geburtstag.

Von Sven Weidlich

Oberursel. "Es kann uns nicht egal sein, was aus Schülerinnen und Schülern wird", sagte Karl Koch mal vor zwei Jahren auf die Frage, warum er sich so für das Gymnasium Oberursel engagiere. Der Oberstudienrat i.R. hat sich zeit seines Berufslebens und über seine Pensionierung hinaus für Schüler eingesetzt. Lange Jahre war er Vertrauenslehrer und gründete schliesslich im Ruhestand den Förderverein des Gymnasiums Oberursel. Karl Koch feiert heute seinen 85. Geburtstag. "Zum Frühstück werden schon einige Gäste kommen", vermutet der Jubilar. Den Sekt hat er vorsorglich schon mal kalt gestellt. Noch heute sprechen ehemalige Schüler voller Respekt vom "Koche Karl", wie er freundschaftlich genannt wurde.
"Karl Koch war als Lehrer immer Mensch", erinnert sich der ehemalige Schüler und spätere Kollege Dr. Wolfgang Günther. "Als er 1946 nach Oberursel kam, brachte er pädagogischen Schwung, Offenheit und Herzlichkeit mit." Günther schätzte ausserdem, dass der Lehrer für Sport, Mathematik, Physik und Chemie komplexe Zusammenhänge gut darstellen konnte.
Dass Koch bei seinen Schülern sehr beliebt war, zeigten auch die Ereignisse am Ende der Sechziger Jahre, als die Studentenbewegung ihren Weg ans Oberurseler Gymnasium fand. "Selbst beim Hungerstreik einiger Schüler war Koch stets um Vermittlung bemüht", erzählt Dr. Wolfgang Günther. "Koch war einer der Lehrer, der für die teilweise wüsten Beschimpfungen der Schüler nicht in Frage kam." "Er hat sich auch in diesem schwierigen Augenblick immer vor die Schüler gestellt", sagt der damalige Schüler Nikolaus Jung, heute stellvertretender Vorsitzende des Fördervereins.
Karl Kochs Initiative ist es zu verdanken, dass vor einigen Jahren der Förderverein gegründet wurde. "Er ist unser Vorbild, weil er sich auch heute noch unermüdlich für die Schüler einsetzt", sagt Jung über den Ehrenvorsitzenden Koch. Es ist auch der Verdienst des Jubilars, dass in diesem Jahr der Schule 200 000 Mark zur Verfügung gestellt werden konnten. Für sein ehrenamtliches Wirken wird Karl Koch am kommenden Donnerstag ausgezeichnet: Er erhält von Bürgermeister Gerd Krämer den Ehrenbrief des Landes Hessen.

Aus: TaunusZeitung vom 6. September 1997, S. 4