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Elisabeth Reinhuber-Adorno +



Elisabeth_Reinhuber-Adorno
Foto: Matthias Reichwein

Elisabeth Reinhuber-Adorno war eine starke Frau, engagiert, aufgeschlossen und neugierig bis ins hohe Alter. Über Jahre hatte sie ehrenamtlich in der Kreis- und Kommunalpolitik mitgearbeitet. Von 1977 bis 1989 war sie Ortsvorsteherin in Oberstedten. Im Stadtteil ist die Trauer über den Tod der 90-Jährigen daher besonders groß. Elisabeth Reinhuber-Adornos starkes Herz hat am 10. Juni 2016 aufgehört zu schlagen.
In zwei Ländern fühlte sich die gebürtige Frankfurterin zu Hause: in Deutschland und England. Als Kind und Jugendliche hatte sie auf der Insel gelebt – ihre Eltern hatten sie dort 1939 vor den Nationalsozialisten in Sicherheit gebracht, wollten nachkommen, was ihnen aber nicht gelang. Erst zwei Jahre nach Ende des Krieges sah sich die Familie zum ersten Mal wieder. Elisabeth Reinhuber-Adornos Vater, Franz-Calvelli-Adorno, war von den Nationalsozialisten als „Halbjude“ verfolgt worden.
1955 kehrte die Tochter schließlich nach Deutschland zurück, wo sie heiratete und mit ihrem Mann Kurt eine Familie gründete. In den 60er Jahren begann sie, sich in ihrem Wohnort Oberstedten politisch zu engagieren, im Gemeindevorstand und in der Gemeindevertretung. Nach der Gebietsreform 1972, als Oberstedten eingemeindet wurde, arbeitete die Christdemokratin im Ortsbeirat mit und wurde später dann zur Ortsvorsteherin gewählt.
Soziale Themen wie die Unterstützung von Menschen mit Behinderungen lagen ihr besonders am Herzen. „Sie hat sich auch sehr um die Oberurseler Städtepartnerschaften verdient gemacht“, würdigt Bürgermeister Hans-Georg Brum (SPD). Die Aussöhnung nach dem Krieg, die Aufarbeitung der Geschichte seien wichtige Anliegen für sie gewesen. „Sie war eine ausgesprochen kluge Frau.“
Dass es in Oberursel ein Frauenhaus gibt, ist auch Elisabeth Reinhuber-Adornos Hartnäckigkeit zu verdanken. Im Dezember vorigen Jahres, zu ihrem 90. Geburtstag, erinnerte sie sich im Gespräch mit der TZ kopfschüttelnd, welche Sprüche sie sich damals von Männern anhören musste, zum Beispiel: „Frauen, die von zu Hause weglaufen, bauen wir doch kein Haus.“
Im März 1991 war sie Mitgründerin und bis 1994 Vorsitzende des Partnerschaftskomitees Oberursel, heute Verein zur Förderung der Oberurseler Städtepartnerschaften.
1993 wurde Elisabeth Reinhuber-Adorno mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Zuvor, 1978, hatte sie bereits den Ehrenbrief des Landes Hessen erhalten, gehörte seit 1985 zum Kreis der Stadtältesten.
Auch als Zeitzeugin engagierte sich Elisabeth Reinhuber-Adorno, sprach mit Schülern über ihre Lebensgeschichte und die ihrer Familie.
Zwei Pässe hatte sie bis zuletzt. Auf die Frage, was Heimat für sie sei, sagte sie im vorigen Jahr: „Wenn ich Frankfurter Dialekt höre, dann fühle ich mich zu Hause.“
(Nachruf in der Taunus-Zeitung am 15. Juni 2016)